Kellner lotst Menge nach Tintrup

Kellner lotst Menge nach Tintrup

Die gute Nachricht: Die Art wie Timm Kellner seine hetzerischen Videos aufbaut, sind, sobald ein rechtskräftiges Urteil vorliegt, verboten. Filmausschnitte mit Aussagen wie „Arschloch“ und „du dumme Fotze“ – als kurze Schnipsel in die Videos montiert – wurden zu Recht als beleidigende Aussagen des Verurteilten gewertet.

Ärgerlich, dass die Versuche Kellners, sich das Gericht zur Bühne zu machen, von Beamten aus Justiz und Polizei nicht im Ansatz unterbunden wurden. Minutenlang durfte Kellner bei laufender Kamera vor Prozessbeginn im Gerichtssaal zu seinen Unterstützern sprechen. Die Kundgebung, die bis 13 Uhr angemeldet war, wurde weit über diesen Zeitraum hinaus einfach verlängert.

Gegen 14:30 Uhr sprach Timm Kellner auf der noch immer andauernden Kundgebung nahe des Gerichtsgebäudes selbst zu seinen Anhängern und man konnte dabei den Eindruck gewinnen, als verlege dieser den Versammlungsort eigenmächtig in den kleinen Ort Tintrup.

Einmal mehr entstand der Eindruck, dass die Zuständigkeiten zwischen Ordnungsamt und Polizei vorher nicht eindeutig geklärt wurden. Über Stunden konnten Autos der geschätzt 300 Besucher in den schmalen Straßen des Ortes und mitten auf Gehwegen parken. Die Menschen versammelten sich zeitweise zu Dutzenden auf der Straße, ohne dass dies als unangemeldete Versammlung im öffentlichen Raum geahndet wurde.

Zwar wurden die außen sichtbaren Schilder des Clubhauses nach der Nutzungsuntersagung entfernt, jedem Besucher war aber sofort ersichtlich, Gast im Clubhaus des „BGMC“ zu sein. An den Wänden hing vielfach der Schriftzug des Motorradclubs und die Menschen drängten sich zwischen im Haus abgestellten Motorrädern (was ist mit dem Brandschutz?) zur Bier- und zur Essensausgabe. Hier wie auch am großen Merchandising-Stand bedienten die Clubmitglieder in ihren Kutten die Gäste.

Zum Leidwesen und großen Ärgernis besonders der direkten Anwohner war von einer dauerhaften und sichtbaren Polizeipräsenz nichts zu bemerken. Anwohner mussten selbst dafür sorgen, dass ihre Einfahrten frei bleiben und zeigten sich in großer Sorge, wer hier alles gerade in ihr Dorf einfällt. In benachbarten Vorgärten wurde wild uriniert. Anstatt dass Demokratiefeinde und gewaltaffine Rechtsextremisten zum wiederholten Male und vollkommen ungehindert ihre Treffen abhalten können, haben die Menschen in Tintrup endlich einen sichtbaren und wirksamen Schutz verdient.

Zum Hintergrund:

Der Treffpunkt für Akteure der extremen Rechten in dem kleinen Blomberger Dorf Tintrup hat entschiedenen Widerstand der Zivilgesellschaft hervorrufen, denn die Ereignisse der letzten Wochen sprechen für sich: Morddrohungen gegen den Bürgermeister, Drohungen gegen Einwohner, die Einkesselung von Mitarbeitern des Ordnungsamtes, das Zünden von Pyrotechnik inmitten eines Wohngebietes – die Eskalationsstufen werden immer extremer.

Das Blomberger Bündnis vereint verschiedenste Vereine und Institutionen aus der Region und tritt für einen solidarischen, vorurteilsfreien und demokratischen Umgang miteinander ein. Mit der Zielsetzung, die Dorfgemeinschaften zu sensibilisieren, zu stärken und zu erhalten, arbeitet das Blomberger Bündnis an Information und Vernetzung der Zivilgesellschaft.